Sigrid Beer: Was wir brauchen, ist Kampf und Engagement gegen rassistische Kulturkämpfer

Die Rede von Sigrid Beer auf der Paderdemo “Für Willkommenskultur – Gegen Ausgrenzung” am Freitagabend auf dem Floriansplatz. Es gilt das gesprochene Wort.

“Liebe Freundinnen und Freunde,

gut, dass Ihr da seid, gut, dass wir uns sehen, wie Eckhard Radau gerade gesungen hat bei dieser Kundgebung

  • gegen Populismus und Rechtsextremismus,
  • gegen Biedermänner und Brandstifter,
  • die mit neuen Logos auftreten,
  • und mit alten Ideen unsere Demokratie gefährden!

Lasst Euch kein X für ein U vormachen von denen, sie sich

  • AfD nennen,
  • oder Pegida
  • oder sonstwie.

Auch wenn einige von denen jetzt

  • ohne Glatze und Springerstiefel daher kommen,
  • und ihrem Rassismus ein lächelndes Gesicht geben.
  • demokratische Medien als Lügenpresse diffamieren.

Aus Oelde und Salzkotten wissen wir:

  • Wo AfD draufsteht –
  • da ist auch die NPD nicht weit,
  • oder „Die Rechte“,
  • oder SS-Siggi und seine Kameraden.

Nein, liebe Freundinnen und Freunde, diese selbsterklärten Wächter der Wahrheit und Freiheit handeln mit altem Wein in neuen Schläuchen. Und es liegt an uns, das zu enttarnen und engagiert dagegen anzugehen.

Zum Beispiel gegen den Thüringer AfD-Mann Höcke, der mit seinem unsäglichen Vortrag zum „Wesen“ von „Afrikanern“ und „Europäern“ gezeigt hat, wes Geistes Kinder in dieser Partei das Wort führen. Der „Afrikaner“ an sich – so Höcke – will viele Nachkommen zeugen, damit wenigstens einige überleben und sich ausbreiten können. Dieser Ausbreitung müssen wir eine Grenze setzen – so der AfD-Mann. Und deshalb fordert er in bester NS-Propaganda-Manier:

  • eine Festung Europa,
  • um das Abendland zu retten!

Liebe Leute,

solche Rettungen des Abendlandes hatten wir schon:

  • Sie haben die Demokratie zerstört,
  • Europa verwüstet
  • und über 70 Millionen Menschen das Leben gekostet.

Was wir tatsächlich brauchen, ist der Kampf und das Engagement gegen diese selbsterklärten Retter, die doch in Wahrheit nur rassistische Kulturkämpfer sind!

Es liegt an uns, das auszusprechen. Auch mit Blick auf eine AfD hier in Nordrhein-Westfalen, die am 12.November 2015 dem Autor Akif Pirinçci eine Bühne gegeben hat für frauen- und schwulenfeindliche und islamophobe Hetze. Es handelt sich um eben jenen Pirinçci, der sich zuvor in Dresden bei Pegida darüber beklagt hat, dass die KZs in Deutschland ja leider außer Betrieb seien.

  • Es kann und darf auch nicht sein, dass rechtsextreme Kräfte die Opfer der widerwärtigen Tasten in der Silvesternacht für ihre rechte Hetze instrumentalisieren,
  • Geflüchtete unter Generalverdacht gestellt werden und
  • dass Menschen mit Migrationshintergrund rassistisch angegangen und auch angegriffen werden.

Gewalt, sexualisierte Gewalt ist nicht zu dulden.

Von niemandem, nirgendwo. Laut einer Studie der Europäischen Grundrechteagentur erlebt jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens geschlechtsspezifische Gewalt. Wir müssen diesen schrecklichen Anlass, den es nicht hätte geben dürfen, jetzt zum Anlass nehmen, um eine dringend notwendige gesellschaftliche Debatte über sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu führen. Das Nein einer Frau muss reichen. Und dafür muss die rechtliche Grundlage endlich kommen.

Dazu gehört, dass wir alles tun müssen,

  • um die Vorfälle aus der Silvesternacht aufzuklären.
  • Um die Täter mit der ganzen Härte des Rechtsstaats zu verfolgen,
  • und um die Frauen davor zu schützen, dass sich so etwas wiederholt.

Es ist jedoch absurd, wenn Hooligans und Rocker meinen, uns Frauen beschützen zu wollen. Wir brauchen ganz sicherlich keinen Schutz von marodierenden Männerhorden, die Migranten jagen und verprügeln oder von zwielichtigen Gestalten aus dem Rotlichtmilieu.

Eins dürfen wir nicht zulassen:

  • Die schlimmen Vorfälle von der AfD und ihrem rechtsextremen Umfeld funktionalisieren lassen.

Wenn wir das zulassen, dann lassen wir zu,

  • dass Frauen ein zweites Mal zum Opfer werden –
  • Opfer einer verlogenen und zutiefst frauenfeindlichen AfD –

Ich möchte an dieser Stelle die Menschen herzlich begrüßen, die zu uns geflohen sind, um hier Frieden und Sicherheit zu finden. Ich möchte mich bedanken für das Mitfühlen mit den Opfern der widerwärtigen Übergriffe und alle Zeichen der Solidarität. Geflohen vor Gewalt, Krieg und häufig genug auch sexueller Gewalt in ihren Heimatländern sitzt der Schock bei ihnen ebenso tief über das was, vor ein paar Tagen in Köln geschehen ist!

Lasst uns entschieden dem Generalverdacht gegen geflüchtete Menschen entgegentreten.

Wir unterscheiden nicht nach denen, die schon länger hier leben oder gerade zu uns gekommen:

Alle Menschen sollen sich von klein auf, unabhängig von ihrer Ethnie, sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität, Religion oder Lebensweise, sicher fühlen und vor verbalen und körperlichen Übergriffen geschützt sein: egal ob auf der Straße, zu Hause, bei der Arbeit oder im Internet.

Ausnahmslos.

Das sind die Grundlagen einer freien Gesellschaft. So sagt es der Aufruf #ausnahmslos im Internet. Dafür stehen wir ein.

  • Lasst uns gemeinsam sexistischen Gewalttätern entgegentreten,
  • egal wo sie herkommen.
  • Lasst uns den Rechtspopulisten entgegentreten!
  • Geben wir gemeinsam ein Zeichen für Dialog und Verständigung,
  • gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Sexismus und Gewalt –
  • nicht nur hier in Paderborn

Nein, ehrenamtliche Helferinnen, die heute auch im Kreis Paderborn besonders gewürdigt werden, sind Rückgrat unserer offenen, freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft, und nicht – wie die AfD durch Herrn Gauland verkünden lässt – „Nützliche Idioten“.

Ich sage allen, die mitanpacken und sich engagieren, meinen tief empfunden Dank.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!”