Grüner Antrag zur Spielplatzplanung in Paderborn

Brigitte Tretow-Hardt beantrag die Überarbeitung der Spielplatzplanung auf die Tagesordnung des nächsten Jugendhilfeausschusses am 24. 01.2012 zu setzen.

Dazu ihr Antragstext:

Sowohl die Proteste der Eltern über die Reduzierung von Spielplätzen- und Flächen als auch die Kritik aus den verschiedenen Fraktionen zu den Ergebnissen der vorliegenden Spielplatzplanung machen die Notwendigkeit deutlich, die Planung zu überarbeiten.

Leitlinie für die Überarbeitung sollten wieder die Interessen und Bedarfe von Kindern und Jugendlichen sein, wie es auch in der Vergangenheit im Rahmen von Bedarfsplanungen zum Selbstverständnis der Jugendhilfe zählte.

 

 

Beschlussvorschlag

 

Der Jugendhilfeausschuss beauftragt die Verwaltung, die „Spielplatzplanung der Stadt Paderborn 2011 – 2017“ zu überarbeiten.

Folgende Eckpunkte sollen bei der Planung berücksichtigt werden:

 

  1. Priorität hat eine wohnortnahe und dem Bedarf entsprechende Versorgung mit Spielplätzen. Die Planung von Leuchtturmspielplätzen kann nur zusätzlich zur wohnortnahen Versorgung erfolgen und diese keinesfalls ersetzen.
  2. Bei der Bedarfserhebung- und Planung von Spielplätzen in den 15 Sozialräumen soll der Bedarf an Spielplätze und ihrer Erreichbarkeit (Wohnortnähe) differenziert nach Spielflächen für Kleinkinder, für Grundschulkinder und Jugendliche berücksichtigt werden.
  3. Die Spielplatzplanung beinhaltet eine qualitative Bestandaufnahme der Spielplätze sowie Vorschläge zur Verbesserung des Spielangebots. Diese Vorschläge sollten in Regel unter Einbeziehung der Eltern erarbeitet werden.
  4. Spielflächen, die aktuell aufgrund fehlender Kinder in der Umgebung nicht genutzt werden, sollen grundsätzlich im Eigentum der Stadt verbleiben und nicht verkauft werden. Nur im Ausnahmefall kann eine Spielfläche aufgegeben werden, wenn eine detaillierte Begründung vorliegt und langfristig kein Bedarf prognostiziert wird.
  5. Einrichtung eines Portals (analog z.B. zur Bürgerbeteiligung bei der Lärmaktionsplanung), um Eltern die Möglichkeit zu geben, sich an der Spielplatzplanung sowie Um- und Neubau von Spielplätzen zu beteiligen. Weiterhin soll das Portal dazu dienen, Kritik, Verbesserungsvorschlage und Hinweise an die Verwaltung rückzumelden. Ebenso sollen die Hinweistafeln der Spielplätze um die Telefonnummer und E mail Adresse des Kinderbüros ergänzt werden, damit Eltern auch telefonisch Rückmeldung geben können. Dem Jugendhilfeausschuss wird jährlich ein Bericht über die Elternbeteiligung vorgelegt.
  6. Aufzeigen von Potentialen, die die Wirtschaftlichkeit von Spielplätzen erhöhen bei gleicher bzw. verbesserter Spielqualität.

 

Erläuterungen:

 

Zu Punkt 1 und 2:

Die Bedeutung von Spielplätzen für die Entwicklung von Kindern hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen und ist unstrittig. Durch wachsende Wohnbebauung, Parkplätzen und Straßen gibt es inzwischen kaum noch „natürliche“ Spielflächen. Öffentliche Spielplätze sind inzwischen für viele Kinder der einzige Ort, wo sie sich gemeinsam mit anderen Kindern frei bewegen und spielen können. Spielplätze haben auch einen präventiven Stellenwert für Gesundheit und soziale Integration. Im Vergleich zu früheren Generationen wachsen Kinder heute bewegungsärmer auf, mit schlechteren motorischen Fähigkeiten und einem erhöhten Risiko, übergewichtig zu werden. Besonders betroffen sind Kinder aus Familien mit niedrigem sozialen Status, die auf Spielplätze im besonderen Maß angewiesen sind und diese auch öfter nutzen.

Insofern sollte der Bedarf einer Planung wieder im Vordergrund stehen, und zwar differenziert nach Spielangeboten für Kleinkinder, Grundschulkinder und Jugendliche. Entsprechend müssen (in Anlehnung an die DIN 18034) bei der Ermittlung des Spielflächenbedarfs die Erreichbarkeit bzw. Wohnortnähe differenziert werden. Beim Kleinkinderspielplatz bedarf es kurzer Wege, während die Mobilität von älteren Kindern und Jugendlichen größer ist.

 

Zu Punkt 3:

Es gibt eine Reihe von Spielplätzen, auf denen aufgrund der schlechten bzw. dürftigen Ausstattung kaum ein Kind spielt. Dies wurde auch in der Veranstaltung der Stadt zur Spielplatzplanung von mehreren Eltern geäußert. Ferner wurde kritisiert, dass Ideen und Vorschläge von der Verwaltung nicht aufgegriffen wurden bzw. eine Beteiligung von Eltern nicht vorgesehen ist.

 

Zu Punkt 4:

Planungen von Spielflächen müssen sich auch an zukünftige Bedarfe orientieren und nicht an Momentaufnahmen. Schon innerhalb weniger Jahre können  Wohngebiete, die heute überaltert sind, durch Zuzüge der nachfolgenden Generation kinderreich werden, so dass erneut der Bedarf an Spielflächen gegen ist. Deshalb sollten die Flächen nicht verkauft werden. Ein Erwerb neuer Flächen ist oftmals nicht mehr möglich oder kann für die Stadt sehr teuer werden.

 

Zu Punkt 5:

Weitere Beteiligungsmöglichkeiten sollten entwickelt werden, um engagierte Eltern frühzeitig bei Planungen und Gestaltung einzubinden.

 

 

Zu Punkt 6:

Die Folgekosten und Pflegeintensität von Spielplatztypen sind stärker bei der Planung von Spielplätzen zu berücksichtigen. Abenteuerspielplätze sind teilweise günstiger in Anlage und Unterhalt und bieten zumindest vereinzelt Alternativen zu klassischen Gerätespielplätzen.

Ab einer ausreichenden Fläche sind auch Kombinationen von Spielgeräten und naturnaher Gestaltung wie z.B. Hügellandschaften, Ersatz von Bänken durch Baumstämme etc. denkbar.

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