Grüne NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens lobt entstehendes Quartierskonzept in der Paderborner Südstadt

„Für alles entwickeln wir frühzeitig Pläne: Berufswahl, Familienplanung, Hausbau, Urlaub – nur nicht für die nachberufliche Phase“, resümierte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens am Mittwochabend in einer Diskussion mit Bürgern der Paderborner Südstadt. Rund 50 Interessierte beteiligten sich am Gespräch im Ledebursaal des St. Vincenz-Krankenhauses. Bereits heute müssten die Menschen in ihren Stadtvierteln, erklärte die NRW-Ministerin für Gesundheit und Pflege, gute Bedingungen schaffen, um so lange wie möglich im gewohnten Umfeld leben zu können. Angesichts der demografischen Entwicklung seien Quartierskonzepte ein Gebot der Stunde. Während sich in NRW die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2050 von einer halben auf eine ganze Million verdoppele, nehme die Zahl der Erwerbsfähigen von derzeitig 8,7 auf dann 6,6 Millionen ab.

Für mehr Barrierefreiheit im Umfeld zu sorgen – sowohl bei der Konzeption der Wohnung als auch bei der Infrastruktur – hält die Ministerin für den Einstieg ins Quartierskonzept. Eine lesefreundliche Schriftgröße bei den Busplänen zu wählen, sei simpel aber wirkungsvoll. Das Absenken der Bordsteine freue die Eltern mit den Kinderwagen, gefährde aber die Sehbehinderten. „Wir werden die Menschen befragen, was in ihrem Quartier für Ältere mehr Lebensqualität schafft und wir müssen selber eine Vorstellung entwickeln, wie wir im Alter leben wollen.“ Für ihr Alter träumt Barbara Steffens (50) von einer selbst gewählten Senioren-Wohngemeinschaft, in der viel Doppelkopf gespielt werde. Die Ministerin sieht günstige Bedingungen in der Paderborner Südstadt, um das Quartierskonzept zu verwirklichen.

Rechtsanwalt Werner Berendes rechnete sich zu den echten Südstädtern. Im Neubaugebiet der fünfziger und sechziger Jahren lebe nun die Gründergeneration 80 plus. „Für meine Mutter stellt sich die Frage, wie nimmt sie am Leben teil“, erzählt der Sohn. Er schaut morgens und abends nach seiner Mutter, die im gleichen Haus wohnt. Essen auf Rädern versorge sie. Zweiwöchentlich komme eine Friseurin für das „Wohlbefinden auf dem Kopf“.

Genau solche nachbarschaftlich-familiären Netzwerke lassen sich bündeln zu einem Quartierskonzept, das um Stützpunkte herum entsteht. Dies will der Verein „Quartierskonzept Südstadt“ vorantreiben, der aus einem Runden Tisch entstanden ist, berichtet dessen Vorsitzender Werner Jülke. „Vertraute Gesichter und  gemeinsame Erinnerungen sind ein unschätzbarer Vorteil der Treffpunkte in Pantoffelnähe“.  Im Sommer wird der Verein mit einem Markt der Möglichkeiten die Kontakte zwischen Bürgern, Initiativen, Kirchen und Wohlfahrtsorganisationen intensivieren. Einigkeit bestand in der Runde, dass das bürgerschaftliche Nachbarschaftsengagement  von professionellen ambulanten, teilstationären und stationären Pflegeeinrichtungen ergänzt werden müsse.

Auf die Vielfältigkeit der Lebens- und Wohnformen im Alter wies der Bereichsleiter Pflege und Gesundheit statt Alten- und Krankenhilfe bei der Caritas Paderborn, Hans-Werner Hüwe,l hin.  Eine der Senioren-Wohngemeinschaften bestehe seit 17 Jahren und sei in der Zeit zweimal umgezogen, um die räumlichen Lebensbedingungen zu verbessern. Erfolgreich kooperiere der Caritasverband bei zwei weiteren Senioren-Wohnprojekten mit einer Wohnungsgenossenschaft.

In der Diskussion kamen aus den Reihen des Publikums viele weitere Aspekte von Altersisolation bis zur Wohnungswirtschaft. Die Entwicklungen in der Südstadt lobte Steffen und versprach sie nach Kräften „möglichst als Ministerin“ zu unterstützen.

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