Artenschutz für den Kreis Paderborn

Exkursion_2013aDie parlamentarische Sommerpause nutzte die Paderborner Kreistagsfraktion der Grünen um sich abseits des politischen Tagesgeschäfts bei einem Besuch der Greifvogel-Auffangstation Essenthoer Mühle in Marsberg über Probleme des Artenschutzes zu informieren. Die von dem Betreiberehepaar Limpinsel seit über 30 Jahren mit großem  Engagement ehrenamtlich geführte Station ist die einzige ihrer Art in Ostwestfalen. Regelmäßig werden hier Jahr für Jahr über zweihundert verletzt oder geschwächt aufgefundene Vögel aufgenommen und gesund gepflegt, rund ein Drittel davon aus dem Kreis Paderborn. Bis auf eine Art sind dabei im Laufe der Jahrzehnte schon sämtliche heimischen Greifvögel und Eulen hier versorgt worden. „Der Raufußbussard, der OWL regelmäßig als Zugvogel überquert, ist anscheinend besonders robust und geschickt. Bisher ist noch noch kein Exemplar bei uns aufgetaucht,“ so Wilfried Limpinsel.

Häufigste Krankheitsursache der hier abgegebenen Tiere sind Verletzungen durch den Straßenverkehr sowie durch die Verdrahtung der Landschaft, vor allem mit alten, nicht mehr benötigten Stacheldrahtzäunen. Weitere Problembereiche stellen Unfälle an für die Vögel unsichtbaren Glasflächen sowie Intoxikationen mit Pflanzenschutzmitteln und anderen Umweltgiften dar. Nach einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von drei Wochen können zwischen 50 und 70% der Tiere wieder gesund in die Freiheit entlassen werden, eine sehr erfolgreiche Auswilderungsquote, die für die gute fachliche Arbeit spricht, die hier geleistet wird, war sich die grüne Fraktion einig.

Ein weiteres wichtiges Ziel ihrer Arbeit sehen die Betreiber in der Umweltbildung. Um dem zunehmende Informationsbedürfnis von Öffentlichkeit, Schulklassen und anderen Gruppen  nachkommen zu können ist als nächstes die Errichtung eines zeitgemäßen Schulungsraumes vorgesehen. Für dieses, aus EU-Mitteln geförderte Projekt bedarf es allerdings noch dringend einer Co-Finanzierung aus der Region. „Hier wird ehrenamtlich eine außerordentlich wichtige Naturschutzarbeit für OWL und das Sauerland geleistet,“ so der grüne Fraktionsvorsitzende Harald Grünau, „gemeinsam mit den anderen Kommunen wird sich der Kreis Paderborn überlegen müssen, wie diese in Zukunft angemessen finanziell abgesichert werden kann.“

Die besondere Bedeutung des Greifvogelschutzes im Kreis Paderborn zeigte sich fast zeitgleich bei einem grausigen Fund in Delbrück-Westenholz, wo mit Hilfe einer Vogelfalle eine große Anzahl von Tieren, auch bedrohter Arten, gefangen und getötet worden sind. Die seit Jahrzehnten geschützten Tiere werden leider immer noch von vielen Jägern als Konkurrenten bei der Niederwildjagd angesehen. Neben der notwendigen Strafverfolgung sind hier auch heute noch große Anstrengungen in der Naturschutzaufklärung nötig, um solche Frevel in Zukunft einzudämmen.

Auf dem Foto: Vogelschützer Wilfried Limpinsel (2.v.r.) inmitten der Grünen Kreistagsfraktion: Jörg Schlüter, Martina Wolf-Sedlatschek, Jürgen Wrona, Horst Schulze-Stieler und Dr. Harald Grünau (von links)