Grüne Ratsfraktion verlangt saubere Abwägung bei der Standortauswahl der Verwaltung – Zahlreiche offene Fragen und Ungereimtheiten

StSchwan Rathaus 10 2008In der Diskussion um die Unterbringung der Stadtverwaltung am Hoppenhof sieht die Ratsfraktion der Grünen auch nach der gestrigen Sitzung der Arbeitsgruppen Konversion und Stadtverwaltung und dem vorangegangenen Gespräch mit dem Gutachter und Vertretern der Stadtverwaltung noch immer eine Anzahl von offenen Fragen und Ungereimtheiten. Dies betreffe zum einen den Kostenvergleich der unterschiedlichen Lösungen – zum anderen halten es die Grünen für entscheidend, vor einer Entscheidung zu prüfen, ob andere Lösungen für die denkmalgeschützten Gebäude der Alanbrooke-Kaserne realistisch sind.

„Die Stadtverwaltung ist städtebaulich für die Kaserne die beste bekannte Option. Wenn die nicht gezogen wird, brauchen wir eine Alternative. Denn wenn wir die Konversion bei Alanbrooke nicht hinbekommen, dann brauchen wir in Sennelager gar nicht erst anzufangen“, betont das Grüne Ratsmitglied Florian Rittmeier die zentrale Bedeutung der Kaserne für den Konversionsprozess. „Dieser Standort soll als erstes von den Briten geräumt werden und an diesem Projekt wird man uns messen.“

Auch die Grüne Ratsfrau Petra Tebbe aus dem Riemeke betont die Bedeutung des Standorts: „Sollte die Nutzung der denkmalgeschützten Gebäude im Nordteil der Kaserne misslingen, befürchte ich Schwierigkeiten für das im Süden geplante Wohngebiet. Eine Konversionsbrache ist nicht der Nachbar, den man sich wünscht.“ Zudem befürchtet sie bei einem Leerstand auch negative Auswirkungen auf ihr ganzes Viertel. Entsprechend unterstützten die Grünen, dass die Verwaltung aktiv nach Nutzungsalternativen sucht. „Ohne konkrete und realistische Alternativen für die Alanbrooke-Kaserne halte ich eine Entscheidung pro Hoppenhof für fahrlässig“, betont Petra Tebbe.

Solche Alternativen werden nach einer ersten Einschätzung der Grünen jedoch nicht einfach zu finden sein, wenn schon die Stadt eine Nutzung für vergleichsweise zu teuer halten sollte. So sehen die Grünen die Möglichkeiten einer gewerblichen Nutzung, etwa für Büros, nicht sehr rosig. „Wenn der Bürgermeister vorrechnet, dass sich eine Stadtverwaltung in der Kaserne trotz Fördermitteln nicht rechnet, welcher Investor soll dann zu einem anderen Ergebnis kommen?“ fragt Stefan Schwan, sachkundiger Bürger der Grünen in der Arbeitsgruppe Konversion. Zudem legten die tragenden Wände der historischen Gebäude ein gewisses Raster für die Nutzung fest und erschwerten eine flexible Nutzung der Räume auch dort, wo nur Fassade und Treppenhäuser unter Denkmalschutz stehen. Für andere öffentliche Nutzungen, etwa durch andere Behörden oder die Universität sieht es nach Ansicht der Grünen keinesfalls besser aus.

Auch eine kulturelle Nutzung, etwa statt eines Ausbaus der Kulturwerkstatt, halten die Grünen für keine gute Option. „Die Fläche liegt zu weit von der Kulturwerkstatt entfernt, um eine funktionierende Erweiterung zu sein. Andererseits liegen die Standorte zu nah beieinander als das die Alanbrooke-Kaserne einen guten Standort für ein zusätzliches Kulturzentrum abgeben würde“, erklärt Schwan.

Ähnliche Probleme seien bei einer Nutzung als Wohnraum zu erwarten, die zudem den Anbau von Balkonen und weitere Eingriffe nötig machen würde. „Um das feste Raster aufzubrechen, müssten die Gebäude entkernt werden. Während der Bauphase müsste man die Außenwände abstützen, um dann komplett neue Decken einzuziehen“ erläutert Stefan Schwan, „Ein so aufwändiger Umbau würde sich wohl nur für absolute Luxuswohnungen lohnen. Damit würde man bestenfalls einen Teil der Gebäude füllen und der einheitliche Charakter der Anlage wäre dahin.“

Die Grünen verweisen weiter darauf, dass der Standort Hoppenhof im städtebaulichen Vergleich am schlechtesten abgeschnitten habe, die Kombination aus Hoppenhof und Abdinghof am zweitschlechtesten. Für den Standort Hoppenhof können somit nur die finanziellen Erwägungen ausschlaggebend sein. Dazu hat die Verwaltung einen Kostenvergleich vorgelegt, in dem die gesamten Kosten von Erwerb und Finanzierung über Umbau bis hin zu den Nutzungskosten für 25 Jahre einbezogen werden. „Dabei schneidet die vom Bürgermeister vorgeschlagene Kombination Hoppenhof/Abdinghof mit ca. 115 Millionen barwertigen Gesamtkosten am zweitgünstigsten ab“, fasst Klaus Schröder zusammen „Für den Hoppenhof allein wären es 14 Millionen weniger.“

Allerdings werde dabei am Abdinghof nur die ‚kleine Lösung‘ mit den Gebäudeteilen um den Franz-Stock-Platz betrachtet. Für eine ebenfalls diskutierte ‚große Lösung‘, die auch die Arkaden und das Ostermann-Gebäude einbeziehe, gebe es noch gar keine Schätzung. Er erwarte jedoch nochmal deutlich Mehraufwände, erklärt Schröder. Er könne hier auch nicht erkennen, wohin der Bürgermeister eigentlich tendiere.

Für die Lösung Alanbrooke-Kaserne veranschlagt das Gutachten rund 145 Millionen, die Kombination Alanbrooke/Abdinghof läge bei knapp 150 Millionen. Ausschlaggebend für den Unterschied sei vor allem, dass die denkmalgeschützten Gebäude höhere laufende Kosten, etwa für Heizung und Unterhalt erwarten lassen. Dies gelte ähnlich auch für die Gebäude am Abdinghof, die aus den 50er Jahren stammen.

Für die Alanbrooke-Kaserne werden diese Kosten nach Ansicht der Grünen allerdings zum Teil überschätzt. Schröder bilanziert: „Für ‚Objektmanagement‘ werden im Gutachten jährlich rund 400.000 Euro gerechnet. Das entspräche sechs oder sieben Mitarbeitern. Mir ist unklar, was dafür geleistet werden soll. Aufgrund des langen Betrachtungszeitraums wirken sich diese Beträge aber sehr stark aus. Eine Reduktion um jährlich 200.000 Euro würde die Gesamtschätzung um etwa fünf Millionen reduzieren.“ Ähnliche Effekte sehen die Grünen bei den Kosten für Reinigung oder Heizung. „Wohlmöglich wurden hier die ungenutzten Keller und Spitzböden der Gebäude in die Berechnung einbezogen. Das ist zwar eine gängige Methode – aber es ist klar, dass ein Gebäude mit Flachdach da rechnerisch im Vorteil ist.“ Die grüne Fraktion sei im Gespräch mit dem Gutachter und werde weitere Erläuterungen einholen.

Zudem lasse das Gutachten einige Aspekte außen vor, ergänzt Petra Tebbe: „Der Restwert der Gebäude nach Ablauf der 25 Jahre wird nicht berücksichtigt.“ Auch wenn das sicher schwer zu schätzen sei, gehe sie davon aus, dass die soliden, grundsanierten Gebäude im Riemeke in 25 Jahren mehr wert sein werden, als die dann über vierzig Jahre alten Gebäude am Hoppenhof mit Glasfassade und aufwändiger Haustechnik.

Für die grüne Ratsfraktion resümiert Brigitte Tretow-Hardt: „Wir werden eine Lösung Hoppenhof nur mittragen, wenn sich die prognostizierten Kostendifferenzen als belastbar herausstellen und außerdem für die Konversionsfläche Alanbrooke-Kaserne eine konkrete und realistische Perspektive erarbeitet worden ist.“