Jeder weitere Tag ist ein Hochrisiko-Tag – Fukushima mahnt zu mehr Nachdruck bei Energiewende und Atomausstieg

Letztes Frühjahr hatte eine falsch angezogene Laufradmutter an einer der vier Nachkühlpumpen im AKW Grohnde zu einem Anlagenstillstand von Anfang April bis Mitte Juni geführt. 20 kg der Nachkühlpumpe hatten sich im hoch radioaktiven Primärkreislauf verteilt. Besonders dramatisch ist, dass der Montagefehler sieben Jahre bei der Inspektion der Nachkühlpumpen nicht aufgefallen war. Das ist nur einer der 250 Störfälle im AKW Grohnde. Das Atomkraftwerk liegt 57 Kilometer von Paderborn entfernt.

Da rückt plötzlich die Atomkatastrophe von Fukushima näher als wir denken. “Sicher ist nur das Risiko” überschrieben die Grünen zusammen mit dem BUND und der Initiative Paderborner Land 100 % erneuerbar die Mahnwache vor dem Paderborner Rathaus. Gut 50 Leute hatten sich zusammen gefunden, um der Opfer zu gedenken, einen schnelleren Ausstieg aus der Atomindustrie und mehr Nachdruck bei der Energiewende zu fordern. Passanten verweilten einen Moment, vielleicht angezogen durch eigene Gedanken oder durch die Protestsongs von Klaus Schüssler und Manfred Jäger.

Norika Creuzmann beklagte in ihrem Statement die zunehmende Gleichgültigkeit. Jeder Tag sei ein Hochrisiko-Tag im von Kernkraftwerken umzingelten NRW. “Der Glaube, dass tödliche Risiken wie die Atomenergie beherrschbar sind, ist absolute menschliche Selbstüberschätzung. Das Leben geht weiter, doch die radioaktive Verstrahlung bleibt”, erklärte die grüne Landtagskandidatin. MIt Blick auf Grohnde forderte sie die kommunalen Räte auf, sich für eine Abschaltung des AKW einzusetzen. Mit der Resolution zeigten sie, dass sie Verantwortung für ihre Bürger übernehmen und sich für deren Sicherheit einsetzen.

Angesichts der Auseinandersetzungen um die Windenergie rief sie auf, im Paderborner Land stolz zu sein auf die Vorreiterrolle bei den Erneuerbaren Energien. Sie plädierte für Fingerspitzengefühl und eine gute Lösungen beim Ausbau der Windräder. “Aber in welchem Verhältnis stehen diese Sorgen gegenüber den Problemen der Menschen, die durch den Tagebau betroffen sind. In den vergangenen 50 Jahren wurden 16 Orte verschluckt, 11.000 Menschen mussten ihr Zuhause verlassen.” Der Preis für die bisherige Energiepolitik sei hoch und ein anderes Handeln notwendig. “Große Flächen in NRW sind verwüstet durch den Tagebau. Die Risiken durch einen atomaren Zwischenfall sind täglich vor unserer Tür. Windräder sind in kurzer Zeit rückstandslos abzubauen. Aber, wie wir  mit den atomaren Hinterlassenschaften verfahren sollen, ist noch nicht geklärt.”