Afghanische Frauen leben hoch riskant – Najala Zamani Berichte aus Afghanistan schockieren

Der schwere Bombenanschlag mitten in Kabul diese Woche mit fast hundert Toten erschütterte auch das Café Röhren in Paderborn, wo sich Stunden später 30 Personen aus Deutschland und Afghanistan zum Gesprächsabend über Frauenrechte und die Lebenssituation afghanischer Frauen getroffen hatten.

Mindestens fünf Kollegen seien beim Terroranschlag verletzt worden, begann die ehemalige Pressesprecherin der Frauenministerin Najala Zamani (links auf dem Foto) nach einer Schweigeminute ihre Schilderungen. Die Grünen Frauen, der Paderborner Flüchtlingsrat, der Genderprojektbereich MIA und die Evangelische Studierendengemeinde an der Universität hatte die Frauenrechtlerin eingeladen. Zamani musste mit ihrer Familie vor der Gewalt fliehen, lebt seit anderthalb Jahren in Altenbeken und ist als Flüchtling anerkannt.

War vor dem Einmarsch der Sowjetunion 1979 die Rolle der afghanischen Frau vergleichsweise modern, so erscheint sie heute wie aus der Zeit gefallen. Als größtes Problem gilt, dass Frauen keine Bildung genießen dürfen. Gerade die Taliban schließen Frauen von Schule, Uni und Job aus. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist in der Familie und Öffentlichkeit mittlerweile an der Tagesordnung. „Ihre Erlebnisse reichen von psychischer Gewalt über Brand- und Säureanschläge bis zu Zwangs- und Kinderehen“, erklärte Zamani. Diese seien für Mädchen unter 16 offiziell verboten, aber die Realität sehe anders aus. „Durch das Regime der Taliban bedeutet Frau zu sein, oft in Lebensgefahr zu schweben.“ Für viele Betroffene gebe es keinen Ausweg aus ihrer Situation außer dem Selbstmord.

Aber selbst jetzt unter der Präsidentschaften von Karzai und Ghani verfügt das Frauenministerium eher eine symbolische Macht. Sie endet in den Provinzen und überall dort, Sicherheit nicht mehr herrscht. Zwar gebe es immer wieder Frauen, die wichtige öffentliche Ämter bekleiden und mutig in den Medien berichteten, aber diese lebten in ständiger Unsicherheit. „Viele von ihnen wurden brutal ermordet, ohne dass die Täter angemessen bestraft worden sind“, bilanzierte Zamani, die selbst als Journalistin gearbeitet hat. Sie ersparte ihrem Publikum nicht die Vorführung von drei schockierenden Videosequenzen. Sie dokumentierten, wie Frauen gesteinigt, auf offener Straße vom Mob getötet oder von der Familie schwer misshandelt wurden. In der anschließenden Diskussion machte Najala Zamani deutlich, dass sie die Hoffnung für ihr Land nicht aufgegeben hat.

„Gewalt gegen Frauen gibt es auf der ganzen Welt. Sie ist nicht zu tolerieren, weder in Deutschland noch in Afghanistan, noch irgendwo anders auf dieser Welt“, appellierte die Kreisvorsitzende der Grünen Norika Creuzmann in ihrem Fazit. Der gesamte Abend untermauerte für alle Beteiligten die Forderung nach einem sofortigen Abschiebestopp von Flüchtlingen aus Afghanistan, denn Afghanistan ist gerade für Frauen höchst unsicher.