Mahnwache – Menschlichkeit in Seenot

Mahnwache der Grünen am Neptunbrunnen: Appell an die Kommunen, Gerettete aufzunehmen

Paderborn. 80 Teilnehmer sowie zahlreiche Passanten wohnten am Freitagabend der Mahnwache bei, zu der die Paderborner Grünen am Neptunbrunnen zum Gedenken an die 1546 toten Flüchtlinge, die allein in diesem Jahr im Mittelmeer ertrunken sind, eingeladen hatten. 

Mit Musik und Wortbeiträgen erinnerten sie an das unendliche Leid, das Verstorbenen wie auch Überlebenden seit vielen Jahren widerfährt. Im Mittelpunkt stand ein aus 160 Grablichtern gebildetes Boot – für je zehn Tote eins.

Eine sehr emotionale Rede der Kreisvorsitzenden Norika Creuzmann bildete dabei den Mittelpunkt. „Menschen ertrinken zu lassen, um andere von der Flucht abzuhalten, ist widerlich, abartig, unmenschlich und kriminell“, stellte sie klar. Gleichzeitig appellierte sie an die Kommunen im Kreis und die Stadt Paderborn, dem Beispiel  anderer Städte in NRW zu folgen und Geflüchtete aus der Seenotrettung freiwillig aufzunehmen. „Lasst uns die Menschlichkeit aus der Seenot holen, lasst uns auf die Straße gehen und zeigen, dass wir das Rückgrat der Gesellschaft sind. Lasst uns für unsere Demokratie einstehen und der hässlichen Fratze von Hass und Hetze keinen Millimeter überlassen“, so Creuzmann.

„Menschen auf dem Mittelmeer sterben zu lassen, um die Abschottung Europas voranzubringen und politische Machtkämpfe auszutragen ist unerträglich und spricht gegen jegliche Humanität. Migration war und ist schon immer Teil unserer Gesellschaft. Statt dass die Grenzen dicht gemacht werden, brauchen wir ein offenes Europa, solidarische Städte und sichere Häfen“, sagte Katharina Müller, Sprecherin der Grünen Jugend. 

In bewegenden Ansprachen wurden von Betroffenen Fluchterlebnisse geschildert und Texte vorgetragen, die von der Angst und vom Sterben handelten. Die Grünen stellten diesen Worten Zitate von Politikern gegenüber, um so ihren Zynismus zu entlarven. Spontan ergriff ein junger syrischer Flüchtling das Mikrophon, um seine Flucht und ihre Beweggründe zu schildern – und lieferte allen Anwesenden ein starkes Beispiel gelungener Integration ab.

Die eineinhalbstündige Veranstaltung endete mit einem Gebet von Papst Franziskus: „Weck uns auf aus der Gleichgültigkeit“. 

Musikalisch umrahmt wurde die Mahnwache von Klaus Schüssler an der Gitarre und Uli Kloppenburg am Sopransaxophon.