“Eigentlich braucht es 364 Aktionstage” – Norika Creuzmann zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

Heute ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. In Deutschland ist Gewalt gegen Frauen immer noch ein weit verbreitetes Problem und nimmt offensichtlich zu „Eigentlich braucht es diesen Gedenktag und 364 Aktionstage, um auf die Problematik hinzuweisen“, betont Norika Creuzmann, Kreisvorsitzende der Grünen.

Für viele Frauen und Kinder in Deutschland gehört Gewalt in engen sozialen Beziehungen zum Alltag – unabhängig von Alter, Nationalität, Einkommen, Bildung und Gesellschaftsschicht. Die Gewalt in Deutschland nimmt offensichtlich zu, so waren laut Bundeskriminalamt rund 138.893 Fälle von Partnerschaftsgewalt angezeigt worden, mehr als 80% der Opfer waren Frauen. Viele 1000 Frauen flüchten jährlich mit ihren Kindern vor den Misshandlungen ihrer Ehemänner oder Lebenspartner in ein Frauenhaus. Dieser Entscheidung in höchster Not geht meistens ein langes und kaum erträgliches Martyrium voraus. Auch die Kinder leiden, viele sind nach den Gewalterfahrungen traumatisiert.

Doch Frauen können diese Gewaltspirale nur durchbrechen, wenn es ausreichend Zufluchtsplätze gibt. Laut Istanbul Konvention bedarf es pro 10.000 Einwohner einen Familienplatz in einem Frauenhaus. Demzufolge fehlen alleine in NRW rund 1.200 Zufluchtsplätze. Im Paderborner Frauenhaus gibt es derzeit neun. Aber ein Ausbau um fünf weitere Plätze sei geplant, erklärt Norika Creuzmann.

Die Istanbul Konvention ist ein Meilenstein im Kampf gegen Gewalt an Frauen, denn sie vereint viele langjährige Forderungen der Frauen im Kampf gegen Gewalt. Der erste völkerrechtliche Vertrag verpflichtet europäische Staaten zu Maßnahmen zur Prävention und zur Bekämpfung von Gewalt gegen Mädchen und Frauen und häuslicher Gewalt. Bei den Verhandlungen zur Istanbul-Konvention hatte Deutschland eine zentrale Rolle gespielt und das Übereinkommen 2011 sofort untergezeichnet. „Ärgerlich ist aber, dass die damalige schwarz-gelbe Bundesregierung keine Handlungsbedarf gesehen hat und es bis zur Ratifizierung sechs Jahre gedauert hat“, kritisiert Creuzmann. Zwar sei die Konvention seit dem 1. Februar geltendes Recht in Deutschland, aber die bisherigen Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen reichten bei weitem nicht aus.

Hintergrund:

In Gedenken an die Schwestern Mirabel, die 1960 in der Dominikanischen Republik durch Militärangehörige des damaligen Diktators Trujillo verschleppt, gefoltert und ermordet wurden, finden an diesem Sonntag weltweit Veranstaltungen und Aktionen statt, die auf die Gewalt, Unterdrückung und Diskriminierung gegenüber Frauen aufmerksam machen.

1999 wurde dieser Gedenktag von den Vereinten Nationen anerkannt und zum internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen erklärt. Gewalt gegen Frauen ist weltweit die meist verbreitete Form der Menschenrechtsverletzung.