Zu groß und zu teuer – Grüne Fraktion lehnt Neubau der Stadtverwaltung ab

Die grüne Ratsfraktion im Paderborner Rat wird den geplanten Neubau der Stadtverwaltung zwischen Marienplatz und Abdinghof in der Ratssitzung am kommenden Donnerstag ablehnen. Nach Ansicht der Grünen wurde versucht, zu viele Einrichtungen und Ämter unterzubringen, so dass der Bau insgesamt zu groß und zu teuer geraten sei. Der außerdem geplanten Sanierung der Gebäude am Franz-Stock Platz (Gebäudeteile A und B) wollen die Grünen hingegen zustimmen.

2016 sei beschlossen worden, die Gebäudeteile C und Ca, also die städtischen Gebäude am Marienplatz zu überplanen. „Damals war die Rede von einem Bürgerzentrum mit weiteren Dienstleistungen und Einzelhandelsflächen”, berichtet Fraktionssprecher Dr. Klaus Schröder. Beim Beschluss des städtebaulichen Wettbewerbs haben die Grünen dann schon darauf drängen müssen, dass der Einzelhandel überhaupt noch berücksichtigt werde. „Wir haben damals klargestellt, dass wir keine reine Verwaltungsfassade zum Marienplatz wollen, damit der Platz lebendig bleibt.“, so Schröder weiter. „Nun sehen wir, dass der Neubau Richtung Marienplatz nichts weiter bietet, als den Haupteingang zu einem Verwaltungsgebäude. Nennenswerter Einzelhandel ist nicht vorgesehen, der Eingang zum geplanten Café ist ganz unten am Platz.“ 

Die Grünen erwarten anders als der Bürgermeister vom Neubau auch keinen wirklichen Impuls für die Paderborner Innenstadt. An Publikumsmagneten seien vor allem das Einwohnermeldeamt, das Familien-Service-Center, die BOSS-Wache, die Kinder- und die Computerbibliothek, das Café, die Touristeninformation und der PaderSprinter geplant. „Nichts davon ist neu in der Innenstadt und außer dem Einwohnermeldeamt kann auch alles gut bleiben, wo es ist“, macht die Sprecherin Petra Tebbe deutlich. „Die im neuen Gebäude laut Planung untergebrachten Ämter, wie das Liegenschafts- oder das Rechnungsprüfungsamt versprechen ebenfalls nicht viel Publikumsverkehr.“ Ähnliches gelte für die zu sanierenden Gebäude am Abdinghof.  „Das im Wettbewerbs-Entwurf architektonisch-reizvoll innen offen gestaltete Bürgerzentrum, soll anscheinend gar nicht so offen umgesetzt werden. Zusätzlich notwendige Säulen und massive Balustraden zerstören die Transparenz“, kritisiert Tebbe zudem an dem von der Verwaltung  so gelobtem Bürgerzentrum.

Den Hauptteil des Gebäudes würden nun sieben Ämter, das Dezernat III und die Verwaltung der Stadtbibliothek einnehmen. Tebbe: „Dabei wird für die Verwaltung der Stadtbibliothek gleichzeitig das Adam und Eva Haus umgebaut.“ Für die Ämter sind zudem noch etliche Reserveflächen vorgesehen. Insgesamt, so die Grünen, habe man mit dem geplanten Gebäude zu viele Wünsche erfüllen wollen. „Wir haben den Eindruck, dass die Vorstellungen einfach aufaddiert wurden“, so Klaus Schröder. Im Ergebnis sei das Gebäude nun zu groß und zu teuer. Zudem böten ja auch die Flächen am Franz-Stock-Platz noch die Möglichkeit für Ämter in der Innenstadt. Die Sanierung dort sei schon seit Jahren überfällig.

Schröder weiter: „Wir glauben, dass die Innenstadt mehr gewinnen würde, wenn man am Marienplatz größere Flächen für den Einzelhandel schaffen würde. Das könnte man zum Beispiel über Erbpacht machen, ohne die Flächen zu verkaufen. Die Fachgeschäfte brauchen Zugpferde, die die Menschen in die Stadt locken. Und wir finden, dass das Café Ostermann viel Leben auf den Platz gebracht hat. Ein Bürgerzentrum könnte man auch Richtung Abdinghof öffnen.“ 

Für die Unterbringung der Verwaltung habe der Rat mehrheitlich vor zwei Jahren gegen die Stimmen der Grünen die Entscheidung getroffen, auf den Hoppenhof zu setzen. „Das lässt sich jetzt nicht mehr korrigieren – aber eben auch nicht mit einem zu großen Gebäude am Marienplatz.“ Gegebenenfalls seien die Grünen offen, weiter Büroflächen zu mieten. Auch wenn das im Einzelfall teurer sein möge, als ein eigenes Gebäude. „Mit dem Neubau für knapp 50 Millionen binden wir viel zu viel Kapital auf viele Jahrzehnte und dieses Geld müssen wir komplett per Kredit finanzieren.“

Die Grünen erinnern daran, dass in der vergangenen Wahlperiode einstimmig beschlossen worden war, die Stadtverwaltung in der ehemaligen Alanbrooke-Kaserne unterzubringen. Tebbe: „Das fanden wir gut und da haben wir Verantwortung übernommen. Wir haben uns dafür stark gemacht, dass dieser Beschluss weiter Bestand hat.“ Leider habe der Bürgermeister diese Entscheidung, die in der Bevölkerung auf viel Zustimmung gestoßen sei, nach der Kommunalwahl gekippt. Unter anderem habe es geheißen, die vom Land für den Standort Alanbrooke immerhin sogar schriftlich formulierte Förderabsicht sei nicht sicher genug. Für das jetzt geplante Stadthaus haben wir nicht mal eine solche schriftliche Zusicherung. „Außerdem stehen für den Neubau jetzt nur noch 4,4 Millionen Förderung in Aussicht.  Das reicht gerade einmal um die zusätzlichen Schwierigkeiten für das Bauen in beengter Lage auszugleichen. Da ist wohl bei allen Fraktionen mehr erwartet worden.“ Schröder und Tebbe abschließend: „Wenn wir die Alanbrooke-Kaserne durchgezogen hätten, dann hätte im Frühjahr Baubeginn sein können.“