Es stinkt buchstäblich zum Himmel: 40 Tonner, auch durchaus immer wieder mit holländischen Kennzeichen, brettern in diesen Wochen über hiesige Wirtschaftswege, große Ackerflächen sind mit einer dunklen Masse überzogen und manch nächtliches Rendezvous im Scheinwerferlicht lässt Zeugen argwöhnen. (Foto)
Das Ausmaß der Gülleausbringung mit dem dazugehörigen “Gülletourismus” strapaziert die Geduld von Anwohnern und Umweltschützern gleichermaßen.
Der Kreis sieht sich an dieser Stelle nicht zuständig, wie im letzten Natur – und Umweltausschuss deutlich wurde. Der Gestank auf hiesigen Äckern falle vielmehr in den Aufgabenbereich der Landwirtschaftskammer Düsseldorf. “Die Situation ist für uns Grüne völlig unbefriedigend”, so die Mitglieder der Grünen Kreistagsfraktion, “Denn mit der Gülle kommen die Nitrate – und mit den Nitraten kommen gewaltige Kosten. Belastetes Trinkwasser muss sehr aufwändig mit Filteranlagen aufbereitet werden, mit der Folge: Der Wasserpreis steigt.”
Damit ist einmal mehr der hiesige Verbraucher in der Pflicht, der eine nur sehr schwer nachvollziehbare Landwirtschaftspolitik schultern muss. “Exkremente von Tieren per LKW hunderte von Kilometern durch Mitteleuropa zu kutschieren ist Idiotie”, echauffiert sich Kerstin Haarmann, Fraktionsvorsitzende. „Die lapidare Anmerkung des Kreis Umweltdezernenten im letzten Umweltausschuss, Gülle falle grundsätzlich unten den Freien Warenverkehr in der EU mag zwar rechtlich zutreffend sein, zeigt aber die fehlende Sensibilisierung für den Umweltschutz, so Haarmann weiter. „Die Bürger wollen ihr Grundwasser schützen und haben kein Verständnis dafür, dass ihre Heimat zum „Gülleklo“ wird. Klar, dass wir Grünen eine Abkehr von dieser Art von Entsorgungsmaßnahmen fordern. Die Entsorgung muss auf einem anderen Weg am Ort der Entstehung passieren.
“Wir möchten alle Beteiligten in die Pflicht nehmen. Denn wir haben alle ein Stück Verantwortung in dieser Sache”, erklärt die grüne Kreistagsfraktion. Eine Abkehr von Massentierhaltung und industrialisierter Landwirtschaft lautet daher einmal mehr das Fazit. Es muss endlich die Rückkehr zu einer verantwortungsvollen zukunftsweisenden Lebensmittelproduktion geben. der Stopp der Gülleimporte könnte ein Anfang sein – zumindest stänke es im Paderborner Land dann nicht mehr so zum Himmel!
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