„Fukushima ist noch lange nicht Geschichte!“

Am neunten Jahrestag der Atomkatastrophe in Fukushima kritisieren die Paderborner Grünen, wie leichtfertig der Atomenergie wieder Vorschub geleistet wird. Besonders augenfällig werde dies in Japan, wo olympische Wettbewerbe unweit des Katastrophenreaktors geplant sind und der Fackellauf Station in Fukushima macht. „Olympia muss gründlich dekontaminiert werden“, fordert der Grüne Kreissprecher Carsten Birkelbach. 

Markierten die Olympischen Sommerspiele in Tokio 1964 den Aufstieg des Landes aus der Asche des Krieges, werden die Spiele 2020 in Japan mit Bezug auf die Katastrophe vom März 2011 als „Olympische Spiele des Wiederaufbaus“ vermarktet. „Die jährlichen Greenpeace-Berichte belegen, dass das Leben in den früheren Sperrzonen weiterhin zu gefährlich ist. „Olympia als Rückkehr der Region Fukushima zur Normalität zu inszenieren, ist politischer Leichtsinn der Verantwortlichen“, kritisiert Birkelbach. 

Aber auch in Deutschland und Europa beobachten die Grünen ein Revival der Atomenergie. „Gerade die aktuellen Äußerungen von Unionspolitikern und die Entscheidungen des EU-Parlaments zeigen, dass Atomkraft als vorgeblicher Klimaretter immer wieder als Heilsbringer aus dem Hut gezaubert wird“, kritisiert der grüne Kreisvorstand Klaus Schüssler. „Atomkraftwerke sind jedoch keine Lösung für den Klimaschutz: Die unsichere Technik ist teuer, unwirtschaftlich und mitnichten CO2-neutral. Hier wird versucht, sprichwörtlich den Teufel mit Beelzebub auszutreiben.“

Dies sei auch die Meinung von 62 Prozent der Bevölkerung, die laut einer Umfrage des BUND Atomkraft nicht als ein Mittel gegen die Klimakrise ansehen. Stattdessen wolle eine deutliche Mehrheit in Deutschland am Atomausstieg festhalten oder ihn beschleunigen. 

Klimaschutz und Energiewende bedeute die vollständige Abkehr von Atom und Kohle. Schneller Atomausstieg und echter Klimaschutz sind kein Widerspruch, sondern eine unabdingbare Ergänzung, erklären die Grünen.  „Was letztlich immer bleibt, ist die ungelöste Jahrtausendaufgabe der Lagerung“, so Schüssler. „Das strahlende Erbe wird dabei auf nachfolgende Generationen umgewälzt, das ist unfair und unsozial.“

Darüber hinaus beobachten die Grünen mit großer Sorge das neu geplante Zwischenlager für Atommüll in Beverungen-Würgassen im Kreis Höxter. Die Paderborner Grünen kritisieren die intransparente Entscheidung des Bundesumweltministeriums und der NRW-Landesregierung, dass im neu geplanten Logistikzentrum ab 2027 schwach- und mittelradioaktiver Abfall aus ganz Deutschland gesammelt werden sollen. Im Jahr 1971 war das Kernkraftwerk Würgassen in Betrieb genommen und 1994 unter anderem aufgrund von Haarrissen im Stahlmantel des Reaktorkerns abgeschaltet worden.

Die Gegner des geplanten Atommüll-Zwischenlagers fürchten, dass durch den radioaktiven Abfall mehr Menschen an Krebs erkranken, dass junge Familien aus Würgassen wegziehen und dass die Natur leidet. Die Kritiker sind auch sicher, dass die bevorstehenden Transporte von radioaktivem Müll mehr Lärm und CO2-Ausstoß verursachen.