Die unberührte Natur schwingt den Pinsel – Künstler installierten halbfertige Werke in der Nationalpark-Kulisse

Was kann die Natur, was ein Künstler nicht kann? Das fragt sich der Paderborner Frederick Lüke. Zusammen mit vier Künstlern will er dieser Frage in der Kulisse des künftigen Nationalparks nachgehen. Seit diesem Herbst haben insgesamt zehn Werke inmitten der Natur ihren Platz gefunden. Wald, Wild, Wind und Wetter sollen den Bildern ihren Stempel aufdrücken. „Normalerweise werden Dinge aus der Natur zu Kunstwerken verarbeitet“, sagt Frederick Lüke. „Wir wollen es aber andersherum angehen und die Natur machen lassen.“ Die Förster des Informationsbüros Nationalpark OWL  unterstützten und begleiten die Kunstaktion durch die Jahreszeiten.

Aber beliebig darf es nicht sein, befanden die Künstler Andreas Kopp, Inge Ritter, Manfred Claes-Schaefers und Mariethres Lüke, in denen sich rasch begeisterte Mitstreiter fanden. Alle fünf gestalteten je nach Vorliebe Bleche (wie Andreas Kopp), Leinwände als Bilder oder Collagen sowie Holzplatten unter Verwendung der verschiedensten Materialien. An ihnen soll nun Mutter Natur ein Jahr lang ungehindert Hand anlegen dürfen.

Die Kunstwerke sind an unterschiedlichsten Stellen in Wald und Flur verborgen, mal dem Himmel nah, mal der Erde oder dem Wasser, und lassen dort den Wandel des Jahres über sich ergehen. „Wir haben dabei in der Kulisse des künftigen Nationalparks Stellen ausgesucht, die von Menschen nahezu unbeeinflusst sind. Schließlich soll die Natur selbst zu Zuge kommen“, betont Lüke. Gleich welches Schicksal die Kunstwerke auch ereilen, die Künstler sind gespannt. „Wir erwarten auf jeden Fall farbliche Veränderungen durch Moosbewuchs, Erdbrocken und sich zersetzendes Laub“, sagt Frederick Lüke. „Aber auch Fährten von Tieren, ihre Hinterlassenschaften, vielleicht sogar Bissspuren – möglicherweise sogar bis hin zur Zerstörung der Werke durch Sturm und Niederschläge.“

Und da kein Künstler es ertragen kann, wenn ihm Neugierige über die Schulter schauen, soll auch die Natur unbeobachtet wirken dürfen – fast jedenfalls. Denn alle drei Monate wird sich der Paderborner Fotograf Dave Lubek auf den Weg machen, um die geheimen Orte aufzusuchen und dort im Wandel der Jahreszeiten die Objekte abzulichten und sie mit der individuellen Stimmung des Waldes und der Senne in Szene zu setzen. Nach einem Jahr sollen nämlich nicht nur die von der Natur weiter gestalteten Werke in einer Ausstellung präsentiert werden, sondern auch ihr Werden. Spätestens dort kann sich die Bevölkerung davon überzeugen, dass die auf sich selbst gestellte Natur selbst kreativ ist und keinen Meister braucht.

Artikel kommentieren

Kommentar verfassen